KI im UX-Design: Dein neuer Co-Pilot, nicht dein Ersatz

KI im UX-Design: Dein neuer Co-Pilot, nicht dein Ersatz

KI ersetzt UX-Designer? Ein attraktiver Fehlschluss der Tech-Branche. Wir zeigen, was künstliche Intelligenz im UX-Prozess wirklich kann und wo menschliche Empathie unersetzlich bleibt.

Künstliche Intelligenz hat in der Produktentwicklung Einzug gehalten. Statt zu fragen, ob wir sie nutzen sollen, müssen wir uns jetzt fragen: Wie setzen wir sie am besten ein? Die Antwort liegt nicht darin, die KI die Arbeit machen zu lassen, sondern sie als leistungsstarken Co-Piloten zu verstehen.

Dieser Beitrag gibt eine realistische Einschätzung, was KI im UX-Kontext bereits leistet und wo ihre unüberwindbaren Grenzen liegen.

Die "Superkräfte" der Automatisierung

KI ist kein Ersatz für den Menschen, aber ein extrem starkes Werkzeug. Sie kann repetitive, datengetriebene und zeitaufwendige Aufgaben übernehmen, um den UX-Prozess zu beschleunigen und zu optimieren.

Nutzerdaten-Analyse in Rekordzeit: Stellen Sie sich vor, Sie haben Tausende von Support-Tickets oder offene Textfelder aus einer Umfrage. Eine KI kann diese in Minuten durchforsten, die häufigsten Pain Points identifizieren und sie nach Themengebieten (z.B. "Log-in-Problem", "Verwirrende Navigation") sortieren. Das spart Wochen manueller Arbeit und liefert sofort verwertbare Einsichten.

Ideengenerierung und Brainstorming: Im kreativen Prozess kann KI als Sparringspartner dienen. Ein Prompt, wie etwa "Gib mir 20 Ideen für einen Onboarding-Flow, der Vertrauen für eine Banking-App aufbaut." liefert in Sekunden einen Grundstock an Ansätzen, auf denen das Team aufbauen kann.

Generierung von UI und Text: Auf Basis von Mustern und Regeln kann KI Layouts, Wireframes oder sogar Design-Varianten generieren. Einige Tools können sogar auf Knopfdruck Copy-Vorschläge für Buttons oder Überschriften machen, die auf bewährten Konversionstexten basieren.

Echtzeit-Personalisierung: Ein Musik-Streaming-Dienst kann mithilfe von KI nicht nur Musik empfehlen, sondern auch die gesamte App-Oberfläche in Echtzeit an die individuellen Hörgewohnheiten anpassen. So werden Lieblingsgenres oder Playlists immer priorisiert.

Was KI (noch) nicht kann – Das menschliche Monopol

Die größten Stärken des UX-Designers liegen genau dort, wo die KI scheitert. Diese Fähigkeiten sind nicht automatisierbar und sichern die Relevanz des menschlichen Faktors.

Empathie und die menschliche Nuance: KI hat keine eigenen Erfahrungen, Gefühle oder kulturellen Hintergründe. Sie kann nicht wirklich verstehen, warum ein Nutzer frustriert ist, Angst hat oder Freude empfindet. Echte Empathie, die sich aus dem Zuhören und Beobachten ableitet, bleibt eine rein menschliche Fähigkeit.

Strategische Problem-Findung: KI ist brillant darin, Lösungen für ein bekanntes Problem zu finden. Sie kann jedoch nicht die richtigen Fragen stellen oder ein bisher unbekanntes, unartikuliertes Nutzerproblem identifizieren. Das erfordert menschliche Neugier und Intuition.

Ethisches Urteilsvermögen: KI hat keine Moral. Sie kann nicht beurteilen, ob eine bestimmte Funktion (z. B. zur Steigerung der Verweildauer) ethisch vertretbar ist oder welche gesellschaftlichen Auswirkungen eine bestimmte Design-Entscheidung hat.

Der kreative Sprung ins Ungewisse: KI kann Variationen bestehender Muster erzeugen, aber sie kann nicht den bahnbrechenden, kreativen Sprung machen, der eine völlig neue Interaktion oder ein völlig neues Paradigma hervorbringt.

Die neue Rolle des UX-Designers

KI macht den UX-Designer nicht überflüssig, sondern befreit ihn von repetitiver Arbeit. Der Fokus verschiebt sich vom Ausführenden zum strategischen Denker. Die Zukunft der UX ist eine Kollaboration: Die KI liefert die Daten und automatisiert die Effizienz, während der Mensch die Empathie, das ethische Urteilsvermögen und die strategische Vision beisteuert.

Die wahre Kunst liegt nicht darin, die KI zu bedienen, sondern in der Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen und die Ergebnisse mit menschlicher Intuition zu interpretieren.

Über die Autorin

Nora v. Schenckendorff ist geschäftsführende Gesellschafterin bei heinrich+gretchen. Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Beratung, strategischen Analyse, Konzeptentwicklung und dem Design web-basierter Systeme bringt sie eine einzigartige Perspektive an die Schnittstelle von Design und Technologie. Sie brennt dafür, digitale Produkte nicht nur schön, sondern auch smart, effizient und zukunftssicher zu gestalten.